Spectaris mahnt Nachbesserung beim Lieferkettengesetz an
Der deutsche Industrieverband Spectaris sieht deutlichen Nachbesserungsbedarf beim Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz für Unternehmen mit mehr als 3.000 Beschäftigten, das zum Jahreswechsel in Kraft getreten ist. Spectaris-Vorsitzender Ulrich Krauss sagte: „Es ist bedenklich, dass allein die Unternehmen die Verantwortung für die Einhaltung von Sorgfaltspflichten tragen und die KMUs über die Maßen vom bürokratischen Aufwand betroffen sind.“
Unternehmen könnten keinen internationalen Standard setzen, das gehe nur mit staatlicher Unterstützung. „Die Wirkung des Gesetzes wird verpuffen, wenn die Bundesregierung nicht auch selbst auf die Einhaltung sozialer Mindeststandards in den Sourcing-Staaten hinwirkt. Sie kann dies mit entwicklungspolitischen Anreizen verbinden und damit vermeiden, dass der Tiger zahnlos bleibt und nicht mehr als eine weitere Berichtspflicht entsteht“, so Krauss.
Die Politik müsse auch die schwierige Lage von kleinen und mittelständischen Unternehmen beim Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz anerkennen und gegensteuern. Eine Studie der EU-Kommission habe bereits 2020 gezeigt, dass der relative Verwaltungsaufwand von KMUs rund fünfzehn Mal größer ist als bei größeren Unternehmen. Darüber hinaus könnten KMUs aufgrund des großen administrativen Aufwands unter den strengen vertraglichen Nachweisverpflichtungen leiden, die ihnen von großen Firmenkunden auferlegt werden, ohne dass sie selbst originär vom Anwendungsbereich des Gesetzes erfasst sind.
Bereits jetzt sähen sich kleine und mittlere Unternehmen als Teil der Lieferketten von großen Unternehmen mit vielseitigen Nachweis- und Berichtspflichten und einem entsprechenden administrativen Aufwand konfrontiert, so der Verband. Häufig müssten mehrfach verschiedenste Daten pro Kunde über verschiedene Portale gemeldet werden. Hinzu komme, dass KMU oft nicht über den nötigen Einfluss verfügten, um die erforderlichen Informationen von ihren Partnern in der Lieferkette zu erhalten, insbesondere wenn ihre Lieferkette international verzweigt ist oder zentral eingekauft werde.