Serie Start-ups: Mit der App auf Rezept gegen schwache Herzen
Fast vier Millionen Menschen in Deutschland leiden an Herzschwäche. In der Rangliste der Todesursachen belegt sie einen der vordersten Plätze, auch weil die Betroffenen typische Symptome wie Atemnot oder Müdigkeit nicht ernst genug nehmen. Abhilfe könnte aus dem fränkischen Medical Valley kommen. Im ersten Teil unserer neuen Serie über Start-ups in der Medizintechnikbranche stellen wir die ProCarement GmbH aus Forchheim vor, die Ärzte mit der DiGA „ProHerz“ bei der Behandlung der Herzinsuffizienz unterstützen will.

So lässt sich die Gesundheitsversorgung von Patienten mit Herzkrankheiten verbessern
Vor vier Jahren gründete der Mediziner, der berufliche Erfahrungen in der Uniklinik Erlangen, am Klinikum Nürnberg und beim Medizintechnik-Konzern Siemens Healthineers sammeln konnte, zusammen mit dem Hausarzt Tony Fuß die ProCarement GmbH. Beim Aufbau des Unternehmens halfen neben öffentlichen und privaten Geldgebern das regionale Healthcare Cluster „Medical Valley“ und das Klinikum Nürnberg – ein Ökosystem, in dem sich das junge Unternehmen auch heute noch wohlfühlt.

Patient als Manager der eigenen Gesundheit
„Herzstück“ seiner Aktivitäten ist die App ProHerz, die komplett inhouse, von den IT-Fachleuten bei ProCarement, entwickelt wurde. Sie ist zentraler Bestandteil einer täglichen Routine der Patienten und hilft ihnen, zu Managern der eigenen Gesundheit zu werden. Dabei werden eigenständig Blutdruck, Sauerstoffsättigung, Puls, Körpergewicht und -temperatur ermittelt. Diese Werte werden manuell oder per Bluetooth im Smartphone oder Tablet erfasst und automatisiert analysiert. Problematische Veränderungen können sofort erkannt, den Patienten erklärt und mit Handlungsempfehlungen rückgemeldet werden. Die App ProHerz bietet ihren Nutzern damit neben der Integration der Therapie in den Alltag individualisiertes Gesundheitsmanagement, Gesundheitscoaching und Risikoprophylaxe.In Zusammenarbeit mit dem Klinikum Nürnberg sammelte das Unternehmen vor zwei Jahren erste Erfahrungen im Krankenhaus, konnte seine App weiterentwickeln und bereits medizinische Notfälle vermeiden helfen. Im Mai 2023 feierte ProCarement dann den vielleicht wichtigsten Meilenstein in der Firmenhistorie: ProHerz wurde als erste kardiologische DiGA in Deutschland zertifiziert und kann ab sofort als GKV-Regelleistung verschrieben werden. Dies sollte dabei helfen, ProHerz erfolgreich auf dem Markt zu etablieren.
Mitentscheidend wird es sein, die Ärzteschaft vom Nutzen der „App auf Rezept“ zu überzeugen – von ihrem gesundheitspolitischen Wert, aber auch davon, dass sie für die Abläufe und den Therapieerfolg der eigenen Praxis, etwa durch lückenlos erfasste Gesundheitsdaten, vorteilhaft ist. Für diese Aufgabe schloss ProCarement Ende 2021 eine Kooperation mit Sanofi. Der französische Pharmakonzern unterhält ein für das fränkische Start-up tätiges Sales-Team, wirbt auf Ärztekongressen für die Vorzüge der DiGA und produziert Marketingmaterialien.
Studien belegen positive Effekte
Auch von Seiten der Wissenschaft kommt Rückenwind. Eine Pilotstudie ergab erste klare Hinweise auf positive Auswirkungen von ProHerz. Derzeit läuft eine Hauptstudie mit 500 Teilnehmern, deren Ergebnis für Mai 2024 erwartet wird. Eine Zwischenanalyse hat bereits positive Versorgungseffekte bestätigt.
Aktuell ist das Start-up ausschließlich in Deutschland aktiv. Ist es denkbar oder sogar geplant, Dienstleistungen im Ausland anzubieten? „Wir sondieren die Möglichkeiten, die sich international bieten, vor allem im deutschsprachigen Raum“, sagt dazu Sebastian Eckl und lässt damit Raum für entsprechende Phantasien.
Procarement GmbH |
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Gründungsjahr | 2019 |
Sitz | 91301 Forchheim |
Gründer | Dr. Sebastian Eckl, Tony Fuß |
Anzahl Mitarbeiter | 30 |
Website | www.procarement.com |