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Interview

„Robotik ist im Gesundheitswesen heute unverzichtbar“

KUKA gehört zu den großen Playern bei Industrierobotern. Auch bei der Integration von Robotik in Medizinprodukte hat sich KUKA zu einer etablierten Kraft entwickelt. Im Interview beschreibt Axel Weber, Vice President Business Unit Medical Robotics, Trends und Herausforderungen der Medizinrobotik.

Herr Weber, beschreiben Sie bitte die Rolle von KUKA im Bereich der Robotik im Gesundheitswesen. Und wie kann Robotik die Ergebnisse der Gesundheitsversorgung verbessern?

Axel Weber: KUKA ist ein führender Anbieter von Roboterkomponenten für Medizinprodukte. Wir bei KUKA adaptieren industriell bewährte Robotertechnologie, die von Medizintechnikunternehmen in ihre Produkte integriert wird. Ein herausragendes Produkt in diesem Bereich ist der LBR Med. Medizinprodukte, in denen der LBR Med zum Einsatz kommt, können vielfältige Aufgaben im Gesundheitsbereich erfüllen. Der feinfühlige, siebenachsige Leichtbauroboter lässt sich flexibel und einfach in Medizinprodukte für verschiedene medizinische Tätigkeiten integrieren.

Darüber hinaus erleichtert und beschleunigt die Roboterkomponente den Medizinprodukteherstellern die Produktentwicklung und -zulassung, denn der LBR Med ist nach dem international anerkannten CB-Schema zertifiziert. Neben dem LBR Med bietet KUKA auch Roboter mit hohen Traglasten zum Transport von schweren medizinischen Geräten an. Unsere Roboter werden in der Strahlentherapie für punktgenaue Tumorbehandlungen eingesetzt. Außerdem finden Sie sie in Angiographiesystemen zur Aufnahme von Röntgenbildern.

 
Hat KUKA weitere innovative Produkte in der Pipeline, über die Sie sprechen können?

Axel Weber: Auf der Grundlage von mehr als zwei Jahrzehnten Erfahrung in der Robotik im Gesundheitswesen bietet unser Team Medizinprodukteherstellern die Technik und das Know-how, um sie auf ihrem Weg zur Marktreife zu unterstützen. Mit einer eigenen F&E-Abteilung für den medizinischen Bereich entwickeln wir kontinuierlich unsere Robotik sowie die zugehörigen Softwarelösungen weiter. Nichtsdestotrotz entwickelt sich die Robotertechnologie schnell weiter und wir suchen nach neuen Technologien für die nächsten Generationen unserer Roboter, um die Funktionalität zu erhöhen und uns noch besser an die Anwendungen unserer Kunden anzupassen. Außerdem müssen wir uns dem Kostendruck im Gesundheitssystem stellen und dafür sorgen, dass die Robotertechnologie erschwinglich ist.

 
Welchen Trend erkennen Sie in der Medizinrobotik? Welchen Nutzen kann sie bieten?

Axel Weber: Die Robotik ist im Gesundheitswesen angekommen und heute unverzichtbar. Das gilt von der Diagnostik über chirurgische Eingriffe am Patienten bis hin zur Therapie. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig: Biopsien bei Hirntumoren, teleoperative Ultraschalluntersuchungen oder die Rehabilitation nach Unfällen oder Schlaganfällen. Der Einsatz von Robotik ist jedoch noch kein Standard in der Pflege. Mehrere Medizintechnikunternehmen bieten Robotiklösungen an und der Druck, in diesem Bereich wettbewerbsfähig zu sein, ist groß. Daher müssen sich die Unternehmen auf die medizinische Anwendung konzentrieren und nicht darauf, eine Roboterlösung von Grund auf zu entwickeln, was hohe Kosten und einen hohen Ressourcenbedarf zur Folge hätte. Um schnell auf den Markt zu kommen und überzeugende Lösungen anbieten zu können, müssen sie mit einem Anbieter zusammenarbeiten, der ihnen passende Robotik und die notwendigen Schnittstellen für Ihre Anwendung bietet.

Der Einsatz von Robotik und KI im Gesundheitswesen hat viele Vorteile. Viele medizinische Einrichtungen sind mit einem Mangel an Fachkräften konfrontiert, der sich negativ auf die Qualität der Diagnose und Behandlung ihrer Patienten auswirken kann. Roboter sind nicht nur in der Lage, die Qualität von Behandlungen, die höchste Präzision und innovative Technologie erfordern, zu verbessern, sie sind auch ausdauernder als Menschen und werden nicht müde. Sie können die Ärzte auch von monotonen oder körperlich anstrengenden Aufgaben entlasten. Auf diese Weise können sich menschliche Ärzte oder Pflegekräfte auf andere Aufgaben bei der Behandlung des Patienten konzentrieren, die ihre volle Aufmerksamkeit erfordern.

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Robotik ist im Gesundheitswesen angekommen.  ©KUKA Group


Gibt es aktuelle Herausforderungen im Bereich der Medizinrobotik?

Axel Weber:
Eine aktuelle Herausforderung im Bereich der Medizinrobotik ist der zunehmende Kostendruck in den globalen Gesundheitssystemen. Viele roboterbasierte Systeme für Diagnostik und Therapie erfordern hohe Investitionen, um zur Marktreife gebracht zu werden. Hinzu kommen die regulatorischen Rahmenbedingungen, die von Land zu Land unterschiedlich sind. Medizintechnikunternehmen können sich nicht darauf konzentrieren, eine Robotiklösung für eine Anwendung zu bauen. Eine robotische Plattform muss mehrere Anwendungen bedienen können – was einerseits mehr generische Robotertechnologien und andererseits wirklich stark spezialisierte Varianten dieser Technologien erfordert.

 
Wohin wird sich die medizinische Robotik in den nächsten zehn Jahren entwickeln?

Axel Weber: Insbesondere die Kombination von medizinischer Robotik mit KI wird schrittweise autonomere Lösungen zur Verbesserung der Patientenbehandlung hervorbringen. Außerdem wird die Robotik im Gesundheitswesen immer mehr zur Massenware werden. Dies wird zu einem Vorstoß in Bereiche führen, in denen Robotik zwar dringend benötigt wird, derzeit aber noch eine geringe Bedeutung hat. Ein gutes Beispiel dafür ist die Altenpflege.


Zur Person

Dipl.-Ing. Axel Weber begann seine berufliche Laufbahn nach dem Studium der Elektrotechnik an der TU München als wissenschaftlicher Mitarbeiter mit dem Schwerpunkt molekulare Bildgebung am Klinikum rechts der Isar. Anschließend war er bei Siemens Healthineers als Produktspezialist für präklinische Bildgebungssysteme zuständig für Europa, Nahost und Afrika. Seit 2012 ist Axel Weber in verschiedenen Positionen für KUKA tätig und seit 2018 verantwortlich für das globale Vertriebs-, Business Development- und Marketingteam. Seit 2023 leitet er die globale Business Unit Medical Robotics.